der weise Kobold
suchen und finden.... manchmal ist es ganz einfach ;)
Begegnungen mit dem Weisen Kobold- eine Geschichte vom „suchen“.
… leise höre ich die Stimme flüstern- kennst Du die Geschichte vom kleinen Mädchen?
Von dem das verstossen wurde aus ihrer Familie, aus ihrem Dorf.
Weil sie anders war, weil sie mit Tieren sprach, mit Menschen kaum… Sie war ruhig. War laut. Wild. Sanft. Widerspenstig, stur, auch eigenwillig. Vielleicht sogar Eigenartig. Verrückt.
In Geheimnisse gehüllt. Um sie herum war eine Stimmung von Farbenfroh bis traurig…. Alle Facetten. Aller Wiedersprüche. Von ganz offen, bis ganz zu. Von hell bis dunkel.
Es schien als ob sie niemand wirklich kannte, nicht mal sie sich selber.
Niemand verstand sie- so ging sie in den Wald und glaubte sich verirrt zu haben.
„Wo bin ich hier nur?“
Vor ihr sah sie einen Baumstamm- nein, es war viel mehr, es war ein Schloss. Mit Blumen, Lichtern, Spiralen, im Federkleid…. Sie war entzückt und vergass für einen Moment das Gefühl vom „verlassenen Kind“, Verstossenen Kind….
„Wer hier wohl lebt?“ Klopf Klopf…. Zum Glück war sie Mutig und neugierig…
Ein kleines Männchen kam die schöne Treppe herunter, „hallo schöne Seele…. Suchst Du mich?“
„ähm, hallo, nein… also ja.. ich mein Hallo. Wieso sollte ich Dich suchen? Ich kenne Dich ja gar nicht? Wusste noch nicht mal dass es Dich gibt…“
„Menschen suchen immer etwas, so habe ich es zumindest erfahren“, sagte der Kobold ruhig und verschmitzt zugleich.
„Vielleicht“, nickte das Mädchen…
Der Kobold sah eine Träne in den Augen des Mädchens funkeln, „was hast Du?, Weshalb bist Du so traurig?“
„Ach….“ Und das Menschenkind erzählte ihre Geschichte. Von ihrem Schicksal, von ihrer Traurigkeit… von ihrer Suche…
„Du suchst also Deine Heimat?, dort wo Du hingehörst? Deine Gabe?“
„JA! JA! JA! „ ruft das Mädchen, genau.
„Wie hast Du uns gefunden? Meine 6 Brüder und mich? Unseren Zauberwald?“
„ich folgte meinem Herzen, meinem inneren Ruf, ich sah die Zeichen, ein Einhorn, einen Drachen… sprach mit Tieren, sah die Pfeile.., es schien als ob Mama Erde mich führte und ich liess mich treiben“
„Soso“ sagte der Kobold schmunzelnd.
„Ja, so war es, wirklich! „
„Ich glaube Dir mein Kind, so war es bestimmt. Doch siehst du es nicht? Das Du Dich bereits gefunden hast? Deine Heimat?
Deine Heimat ist in Deinem Herz. Du trägst sie immer mit Dir. Deine Heimat ist Deine Seele, Dein Tempel ist Dein Körper. Du bist Deinem Herzen gefolgt. Das ist Deine Gabe. Du sitzt hier und siehst mich! Du sprichst mit Tieren. Mit Pflanzen…. Du Siehst uns“
„Klar sehe ich Euch! – ihr wart ja schon immer da….das ist doch nichts Besonderes. Andere können in die Zukunft schauen, haben Familien, ein Nest, haben Reichtum, verstehst du?“
Er nickte, er verstand.
„Sag mir was Du hier siehst? Wo bist Du?“
„Hmm, ich bin im Zauberland, im Reich des kleinen Volkes, ich bin im Grenzgebiet, im Reich von Grossmütterchen Wald, ich sehe Schafgarbe, sie öffnet das dritte Auge und hilft in der Mitte zu sein, ich sehe Löwenzahn, er ist so stur und widerspenstig, er lehrt uns stark und auf sich selber zu achten. Ich sehe Kastanien, sie sind Handschmeichler, helfen zugleich meinen Kopf zu leeren… die liebe Freya mag sie sehr… Ich sehe die 7 en, eine ganz spezielle Zahl, 7 Weltwunder, 7 Sinne, Sieben Zwerge, 7 Todsünden…. Und so weiter…Ich sehe Brüder und Schwestern, ich spüre den Wind… er erzählt vom Wetter, von der Jahreszeiten vom Sein und Vergehen. …. Ach, Ich sehe noch viel mehr! „
„Genau“ – sagte der Kobold hocherfreut! Genau! Du sagst es! DAS Bist DU! Das ist Deine Gabe! Du siehst mit Deinem Herzen! Du siehst uns! Du siehst das wir deine Brüder sind, Deine Schwestern, Du ehrst Mama Erde, bist offen für ihren Zauber! Du bist Eins mit der Natur!..... Verstehst Du?“
Das Mädchen schaute auf den Boden…., Ja, es verstand.
Sie suchte sich, sie wollte einen Namen für sich: Elfe… Fee, Hexe… einfach einen Namen, doch sie brauchte das nicht! Sie darf einfach sich sein. Denn im „Ich BIN“ steckt schon die ganze Kraft! Sie kennt ihre Gabe, sie hat sie einfach vergessen, sie verdrängt, nicht an sich geglaubt…
„Ich bin Amara. Ich bin die Bewahrerin der alten Welten, des alten Wissens, Hüterin der Erde, Erdentochter, Hexe, Drachenreiterin, Zauberin und noch viel mehr! „
Jetzt weinte sie, vor Glück, sie hatte sich gefunden, obwohl sie sich gar nie verloren hatte…
Mit einer Bewegung legte sie ihre Hand auf das Herz des Kobolds, ganz zart….
„Danke, das Du an mich geglaubt hast, dass Du mich erinnert hast, wer meine Brüder und Schwestern sind, Familie, fühle so viel Liebe.
Ich spüre den ganzen Wald, er schenkt mir immer so viel Liebe, Geborgenheit. Mutter Erde, schenkt mir unendlich schöne Momente. Ich war nie alleine! Meine Seele war und ist immer mit Euch anderen Seelen verbunden. Auch in Zeiten grösster Not, Traurigkeit und Wut.“
Nun stand das Mädchen auf und ihr rotes Gewand glitzerte in der Sonne.
Ich bin Tochter der Erde, Tochter der Sonne, Schwester des Mondes, ich bin ich. Und das genügt. Ich genüge.
Um sie herum erscheinen die Tiere des Waldes, allen voran der Hirsch, er ist der König des Waldes und der König ihres Herzens. Da ist sie sich sicher.
Sie war so erfüllt, so glücklich.
Da sprach der Kobold nochmals zu ihr:
„Nun- manchmal denkt man sich verloren zu haben…doch vielleicht ist das kurz vor dem sich finden? Sich wieder finden…. Sich erinnern...!
Lasst Uns UNS sein!
Mich sein.
Dich sein.
Ich sein.
Echt sein.
Einfach.
Jetzt.“
Erinnern wir uns.
Ari.
Mirsada Gubler 2017