Verschmelzung
... passend zur MaienZeit

Wenn die Erde tanzt
Eine Maiengeschichte über Liebe, Kraft und Erwachen
In den Tiefen eines uralten Waldes, wo das Licht nicht einfach scheint, sondern tanzt in goldenen Schleiern, durchblutet vom Morgentau regte sich etwas. Unter einer Decke aus Moos und Erinnerungen, wo Wurzeln sich wie Adern durch den Boden zogen, erwachte er....
Der Grüne Wilde Mann.
Geformt...
Aus dunkler Erde, in der das Lied der Vorzeit noch lebt.
Seine Haut war mit Efeu durchzogen, seine Glieder schwer von Humus und Licht. In seinem Brustkorb schlug ein Herz, kein gewöhnliches, sondern das Herz der Welt selbst. Tief, trommelnd, uralt.
Er war die Kraft, die Knospen sprengt. Die Wildheit im ersten grünen Trieb. Die Lust, die die Natur zum Blühen zwingt.
Und sie....sie kam wie ein Sonnenaufgang auf nackten Füßen.
Die Rote Göttin.
Sie trat aus dem Morgen wie aus einem Lied im flammend roten Gewand, das im Wind flatterte wie Flammenzungen. In ihrem Haar trug sie Blüten, die nur im Mai erwachen. Ihre Haut roch nach Rosen, nach Feuer, nach dem Versprechen einer Umarmung.
Sie war Leben in Bewegung jede Geste eine Verheißung. Jede ihrer Spuren ließ das Gras neu ergrünen. Vögel sangen Lieder, die nur sie kannten, und selbst der Wind hielt einen Moment inne, wenn sie sprach.
Sie war die Hitze, die das Eis schmelzen lässt.
Die Sehnsucht im ersten Kuss.
Die Ekstase, die Leben erschafft.
Am Morgen von Beltane, wenn der Schleier zwischen den Welten hauchdünn wird und die Erde in sich selbst verliebt scheint, begegneten sie sich im Herzen des Waldes.
Dort, wo die Tiere schweigend im Kreis saßen.
Wo die Luft vom Duft blühender Bäume schwer war.
Wo Zeit nicht zählte.
Als sie einander sahen, war es kein Anfang....
Es war ein Erinnern... und Klar es geht ums EMPFANGEN. Ums Verschmelzen...
Zwei alte Seelen, die sich immer finden, wenn das Leben ruft.
Er trat aus den Schatten der Bäume.
Sie aus dem Licht der aufgehenden Sonne.
Und er sprach, mit Stimme wie Donner über fruchtbarem Land:
„Ich bin der, der wächst und vergeht. Der Schutz und der Sturm. Ich suche die Flamme, die mich entzündet.“
Und sie, mit Lippen wie reife Kirschen, erwiderte:
„Ich bin die, die entfacht und verwandelt. Die Quelle und der Tanz. Ich suche den Boden, der mich trägt.“
Dann berührten sie einander mit Wesen.
Kein Festhalten. Kein Fordern. Nur reines Erkennen.
Ihre Vereinigung war ein Lied ohne Worte.
Ein Tanz ohne Schritte.
Ein Rausch ohne Ende.
Und aus ihrer Verbindung wuchs ein Frühling, der die Welt neu schrieb.
Blumen, die noch nie ein Mensch gesehen hatte, brachen aus dem Boden.
Vögel sangen Melodien, die heilten, was lange verwundet war.
Kinder wurden geboren mit Augen so alt wie die Sterne und Herzen voller Waldwissen.
Und inmitten all dessen riefen sie... jeder hörte es tief in sich:
„Erinnert euch.
Ihr seid nicht getrennt von der Erde.
Die Liebe ist heilig. Die Lust ist heilig.
Wenn ihr euch begegnet wahrhaftig, seelenoffen, heilt die Welt.
Feiert euch. Feiert das Leben. Feiert die Verbindung.
Denn das ist die Kraft, die alles neu macht.“
Dann lösten sie sich auf...
sie in eine Glut, die zwischen Mohnblumen flackert,
er in den Hauch, der durch junge Birken streicht.
Und doch wer mit offenem Herzen im Mai durch Wälder wandert,
wer still genug wird, um zu lauschen,
der spürt sie.
Im Knistern des Beltane-Feuers.
Im betörenden Duft des Flieders.
Im Blick eines geliebten Menschen.
Denn wenn die Erde tanzt, tanzt auch das Herz.
ADUM... Erinnere und Empfange DICH.